Nordirland: Harte Schale, weicher Kern

Was man sich von Nordirland erwartet? Primär einmal raue Klippen, keltische Bauwerke, sanfte grüne Hügellandschaften (mit jeder Menge weißen Schafen drauf) und unzählige Pubs. Auf der grünen Insel gibt es all das und noch viel mehr. Wir sind unterwegs auf einer der schönsten Autostrecken der Welt – der Causeway Coastal Route – und erleben Nordirlands harte Schale. Die sprichwörtliche Nuss haben wir aber schnell geknackt und freuen uns über den weichen Kern, der sich uns offenbart. (Presstrip)

Irland: Zweigeteilte Insel

Was für ein außergewöhnlicher Flecken Erde. Geschichtlich und politisch gesehen in jedem Fall. Vor allem aber wegen der Landschaft, der Sagen und Legenden, der Menschen, der Kreativszene und der Gemütlichkeit, die an allen Ecken und Enden ausgestrahlt wird. Bevor ich euch mit Bildern in die Insel eintauchen lasse, gibt es ein paar Daten und Fakten zu Irland bzw. Nordirland, die man wissen sollte:

  • Zu Anfang des 20. Jahrhunderts rebellierten die Iren gegen die englische Herrschaft. 1922 wurde der südliche Teil der Insel als Republik Irland unabhängig. Nordirland blieb aber Teil des Vereinigten Königsreiches.
  • Nordirland wird direkt von Großbritanniens Hauptstadt London aus regiert und ist in sechs Grafschaften unterteilt.
  • Lange Zeit wurde Nordirland bzw. Irland aufgrund seiner Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten, die sich verstärkt seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgespielt haben, vom Tourismus vernachlässigt. Seit den Friedensbemühungen in den 1990er Jahren und dem Karfreitagsabkommen von 1998 zwischen den beteiligten Parteien geht es jedoch friedlich aufwärts.
  • Die Grenze zwischen Irland und Nordirland ist fließend, die früheren militärischen Absperrungen sind mittlerweile fast komplett verschwunden.
  • Etwa 340.000 Menschen leben in nordirischen Hauptstadt Belfast. Es ist die größte Stadt Nordirlands und die zweitgrößte Stadt der irischen Insel.
  • In Belfast wird mit Pfund, in Dublin wird mit Euro bezahlt. Hinsichtlich Roaminggebühren am Mobiltelefon gibt es ebenfalls Unterschiede.

On the road: die Causeway Coastal Route

Von Belfast fahren wir mit unserem Guide Billy – links natürlich – auf einer der schönsten Autostrecken der Welt, der Causeway Coastal Route, bis hoch in die geschichtsträchtige Stadt Derry. Versprochen wird hier nicht zu viel. Normalerweise nimmt man sich für die 120 Meilen Strecke mind. vier Tage Zeit. Wir haben einen kleinen Overview innerhalb von 12 Stunden bekommen. Alle Highlights, die dieser Abschnitt Nordirlands zu bieten hätte, haben wir somit nicht gesehen.

Wir können anhand der gesehenen Besonderheiten aber erahnen, dass sich eine ausgiebigere Tour lohnen würde.

Die Hauptroute verbindet die hübschen kleinen Küstendörfer Glenarm, Carnlough, Cushendall, Cushendun und Ballintoy. Zu den unumgänglichen Attraktionen gehören Carrickfergus Castle, The Gobbins Cliff Path, die Carrick-a-Rede Rope Bridge, Dunluce Castle, Old Bushmills Distillery und der Giant’s Causeway, Irlands erste Weltkulturerbestätte. Dazwischen liegen kleine Orte mit verwunschen Friedhöfen, schönen Kirchen und interessanten Sights. 

Startpunkt: Belfast

Zwei Tage in Belfast geben genug für einen eigenen Blogartikel her. Diesen verlinke ich euch hier, sobald er fertig ist. Daher hier nur ein paar erste Eindrücke über die Hauptstadt von Nordirland.

Carrick-a-Rede Rope Bridge

Die Brücke wurde ursprünglich vor etwa 200 Jahren von Fischern über der 20 m breiten Schlucht errichtet, um ihnen den Zugang zur Insel Carrick-a-Rede zu erleichtern, wo sie ihre Lachsnetze ausspannen konnten. Die meiste Zeit über funktionierte die Brücke mit einem einzelnen Seilhandlauf und Lamellen mit großen Abständen dazwischen. Die aktuelle Brücke, die aus Drahtseilen und Holz gebaut ist, wurde Anfang 2008 angehoben. Sie springt zwar nach wie vor ein wenig hin und her, aber es gibt einen Gehweg aus soliden Brettern und Netze an der Seite. Wer will, kann also drüber gehen. Die Touristenschlange davor ist aber meistens lange.

Der Giant’s Causeway

Beim Giant’s Causeway handelt es sich um 40.000!! gleichmäßig geformten Basaltsäulen, die vor über 60 Millionen Jahren daraus entstanden sind, als geschmolzene Lava bei Kontakt mit Wasser plötzlich abkühlte. Das Naturwunder erstreckt sich über eine Länge von  fünf Kilometer und ist frei zugängig, allerdings fallen Kosten für Parkgebühren an.

Der Irischen Sage nach wurde der „Damm des Riesen“ vom Riesen Fionn McCumhaill gebaut.

Man sagt, dass Fionn eines Tages von seinem schottischen Widersacher Benandonner so stark beleidigt wurde, dass er sich dazu entschloss, diesen Damm zu bauen, um Benandonner in einem Duell zu besiegen. Er riss riesige Felsen aus den Klippen der Küste heraus und stemmte sie in das Meer, um einen sicheren Weg nach Schottland zu bauen. Als er mit dem Bau fertig war, forderte er Benandonner zum Kampf heraus. Um seinen Ruf nicht zu verlieren, blieb diesem nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen. Fionn, den die Arbeiten an dem Damm ermüdet und erschöpft hatten, suchte derweil nach einem Ausweg, wie er sich vor dem Aufeinandertreffen mit dem schottischen Riesen erholen könnte. Er verkleidete sich daraufhin als Baby und wartete mit seiner Frau auf die Ankunft Benandonners. Als dieser erschien, beteuerte Fionns Frau ihm, dass er gerade nicht da sei. Gleichzeitig lud sie ihn auf einen Tee ein und versprach, Fionn werde bald zurückkommen. Als Benandonner beim Warten das angebliche Baby sah, erblasste er bei der Vorstellung, dass bei der Größe des Kindes der Vater gar gigantische Ausmaße haben müsse. Die Furcht packte ihn und so rannte er über den Damm zurück nach Schottland und zerstörte diesen dabei hinter sich. 

Dunluce Castle

Mystisch zeigt sich die Ruine von Cunluce Castle schon von Weitem. An der wilden Nordküste der Grafschaft Antrim liegt das malerische Bauwerk . Obwohl Dunluce Castle heute eine Ruine ist , waren seine Mauern Zeuge einer Fehde zwischen den beiden Clans McQuillan und MacDonnell. Ein Streit voller Romantik, Verrat und Tragödie. Fototipp: Vom nahegelegenen Magheracross Lookout und Picknickbereich mit Parkmöglichkeiten hat man einen herrlichen Blick auf die Burg. Und außerdem eine wunderschöne Aussicht auf die Landzungen an der Küste.

Whiterocks Beach

Ja in Irleland gibt es auch Strände, an denen sogar gebadet wird. Der Whiterocks Beach ist bei Einheimischen beliebt und ein Muss für internationale Besucher. Der Strand liegt direkt an der Causeway Coastal Route und genießt eine atemberaubende natürliche Küstenlage mit den Kalksteinklippen der White Rocks, die sich vom Curran Strand bis zum Dunluce Castle erstrecken.

Diese weichen Sedimentgesteine ​​wurden im Laufe der Jahrhunderte zu einem Labyrinth aus Höhlen und Bögen geformt.

Shelagh’s Head, Wishing Arch, Elephant Rock und Lion’s Paw sind Landzungen mit unterschiedlichen Formen, die aus dem Meer ragen. Unter der Straße gibt es Höhlen, die nur vom Meer aus zugänglich sind und ein Zuhause für Seevögel und ein Jagdrevier für Falken sind.

Die Stadt Derry/Londonderry

Angekommen am Endpunkt sind wir nun in Derry. Die zweitgrößte Stadt Nordirlands war in der Vergangenheit ab den 1960er Jahren immer wieder Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken, die sich gesellschaftlich von der britischen Staatsmacht benachteiligt fühlten. Der tragische Höhepunkt des Konfliktes ereignete sich am 30. Januar 1972, dem „Bloody Sunday“ (während einer Demonstration schossen britische Sicherheitskräfte gezielt in die Menge und töteten dabei 14 Menschen). Diese unruhigen Zeiten sind jedoch vorbei und Derry ist jetzt bekannt für seine einzigartige und vollständig erhaltene Stadtmauer aus dem 17.Jahrhundert. Die gut 1,5 km lange und teils bis zu 9 m dicke Befestigungsmauer umfasst die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, darunter den Diamond, den zentralen Platz des Innenstadtbereiches, das Court House, das Tower Museum, die Apprentice Boys Memorial Hall und die St. Columb`s Cathedral und die benachbarte Guildhall. Kleine Boutiquen, eine internationale Foodszene, Galerien und die Pubkultur mit jeder Menge Historie machen Derry zu einer Stadt mit ganz besonders viel Flair.

Hoteltipp

Im charmanten Boutiquehotel Bishop’s Gate Hotel mitten in Derry City’s Cathedral Quarter schläft es sich nur wunderbar in den gemütlich-elegant eingerichteten Zimmern, es lässt sich auch hervorragend speisen. Egal ob zum unkomplizierten Barfood oder zum feinen Dinner: das Essen von Burger bis zur Appletarte ein Gedicht. Das Ambiente sowieso. Außergewöhnlich: neben einem kleinen Buffet wird das Frühstück A la carte serviert inkl. Eggs Benedict! Top: es gibt einen kleinen Fitnessraum. Mehr zum Hotel findet ihr hier>>

Fazit Nordirland

„Harte Schale – Weicher Kern“ deshalb, weil die Landschaft großteils schon ziemlich rau daher kommt mit steilen Klippen, groben Felsen, rauer See, verfallenen Ruinen, keltischen Bauwerken und alten Friedhöfen. Den weichen Kern stellen die Feinheiten dar, die sich hinter dem rauen Äußeren in Form von Menschen, Sagen und Mythen verbergen. Apropos: die Menschen in Nordirland sind unfassbar freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Gerne erzählen sie einem Geschichten und Legenden rund um ihr Land und haben stets ein nettes Wort und ein Lächeln auf den Lippen. Schön finden wir das!

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert